Natur erzählt Geschichte(n)

Die wechselvolle Beziehung zwischen Mensch und Natur im Laufe der Geschichte ist das Spezialthema des Portals Burg Wissem.

Jedes der vier Zugangsportale zu Wahner Heide und Königsforst hat ein besonderes inhaltliches Profil, das einen Aspekt der Gebiete behandelt. Beide sind alte Kulturlandschaften, über Jahrtausende geformt durch die Menschen, die hier lebten und die Natur für ihren Lebensunterhalt nutzten.

Geschichte: kurz zusammengefasst

Fundstücke Germanen
Fundstücke aus germanischer Zeit

Die Wahner Heide ist ein Teilbereich der Bergischen Heideterrasse, die sich von der Sieg bis zur Ruhr erstreckt. Zur Heideterrasse gehören auch die westlichen Bereiche des Königsforstes. Mehr als einhundert archäologische Fundplätze belegen die Anwesenheit von Menschen in der Wahner Heide und im Königsforst bereits in vorgeschichtlicher Zeit. Sie jagten, schlugen Mineralien für Werkzeuge und Waffen aus dem Boden und wurden später in kleinen Siedlungen sesshaft. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten war das Gebiet weitgehend menschenleer, weil die Römer dort keine Ansiedlungen duldeten. Erst mit der fränkischen Landnahme im sechsten Jahrhundert erfolgte eine Wiederbesiedlung. Häufig ließen sich die Menschen in den Randgebieten nieder und nutzten die Heide selbst als „Rohstoffreservoir“. Sie legten Moore trocken und rodeten Wälder. Ortsnamen mit Endungen wie „-rath“ oder „-mar“ weisen noch heute darauf hin.

Postkarte Gruße vom Schießplatz Wahn
Postkarte Gruße vom Schießplatz Wahn

Zwischen der Reformation im 16. Jahrhundert und der französischen Herrschaft im Rheinland (1794/95-1814) wurde die Gegend immer wieder zum Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen, die auch die Dörfer am Rand der Heide nicht verschonten und die Natur verwüsteten. Nach Beginn der preußischen Herrschaft im Rheinland im Jahr 1815 gewann das Militär an Bedeutung: Aus dem „Revue“-Platz, auf dem 1817 die ersten Schießübungen stattfanden, entwickelte sich einer der größten Truppenübungsplätze des Kaiserreichs mit Schießständen, Beobachtungshügeln und Exerzierplätzen, die weite, offene Flächen erforderten.

Abraumhalde der Grube Versöhnung
Abraumhalde der Grube Versöhnung bei Altenrath

Der zunehmende Abbau von Bodenschätzen und die Ansiedlung von Industrieananlagen förderten ab der Mitte des 19. Jh. den Ausbau der Infrastruktur und veränderten die Landschaft zusätzlich.

Zu Beginn des 20. Jh. wurde auch der Naherholungswert von Heide und Königsforst erkannt: Markierte Wege erleichterten die Orientierung, Ausflugsgaststätten entstanden. Die erste Naturschutzverordnung stellte 1931 Teile der Wahner Heide unter Schutz.

In den beiden Weltkriegen herrschte rege Betriebsamkeit auf der Wahner Heide. Hier sammelten sich Truppen vor dem Kriegseinsatz, hier brachte man Kriegsgefangene unter und hier testete man neue Waffen, deren Hinterlassenschaften bis heute im Boden lagern. Die gefährlichsten Bereiche müssen als „Rote Zone“ immer noch abgesperrt bleiben.

Flughafen
Flughafen um 1960

Nach dem 2. Weltkrieg stellten die Briten wichtige Weichen für den Ausbau des Köln-Bonner Flughafens, dessen Flächen mittlerweile das Zentrum der Heide belegen. Die Entwicklung der Wahner Heide wird heute von vielen Interessen bestimmt. Kommunen, Kreise, Naturschutzverbände, Bundeswehr und Flughafen ringen dabei gemeinsam um den Erhalt der einzigartigen Landschaft.

Quellen

Interkommunaler Arbeitskreis Wahner Heide (Hg.), Die Wahner Heide. Eine rheinische Landschaft im Spannungsfeld der Interessen (1989); ders. (Hg.), Bleimöps & Hudewald. Die Wahner Heide (2010); Holger Sticht, Wahner Heide (3. Aufl. 2008), ders., Königsforst (2007); Albert Eßer (Hg.), Bergisch Gladbacher Stadtgeschichte (2006); Jörg Hallerbach, Die Wahner Heide, Landschafts- und Nutzungsgeschichte (1994); Matthias Dederichs, Die Geschichte des Lebensraums Wahner Heide, I und II, HUG 11 und 12 (1996).

Geschichte: in Epochen